Ausschnitt aus dem Buch – Teil 4
Seitdem war ihr das kleine Paul–Bein egal. Sie verband jetzt lieber seine Hand oder den Fuß. Manchmal sah sie ihm zu, wie er im Stehen pinkelte mithilfe des Pfui–Dings. Er sagte, das sei ganz was Tolles. Typisch Angeber.
Ihr schwante, es könnte schlimm sein, sich für das dritte Bein eines erwachsenen Mannes zu interessieren. Auch wenn er ein Krüppel war und somit ein armer Kerl. Das hatte Papa ihnen abends im Zelt erklärt. Also lief sie davon.
Am nächsten Tag bewachte sie wieder das Holzbein, als der Mann schwimmen ging. Anschließend legte er ihr die nasse Hand auf den Kopf und sagte:
„Du bist eine gute Deern“.
So etwas Schönes erlebte Julia nicht jeden Tag. Endlich war sie eine Deern, eine, die dazugehörte, obwohl die Eltern von weit herkamen, nie wirklich anerkannt wurden trotz aller Mühe, die sie sich gaben.
„Das wenige, was uns geblieben ist, frisst uns das dahergelaufene Pack aus dem Osten weg“.
Solche Sätze hatte Mutti sich beim Schlangestehen anhören müssen und war weinend nach Hause gelaufen.
Jetzt war Julia eine Deern und keine Dahergelaufene mehr. Deshalb erwähnte der Mann sein drittes Bein nicht. So etwas war nichts für eine Deern. Da war sich Julia sicher.
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In 14 Tagen gibt es den nächsten Abschnitt als Leseprobe. Wer jetzt Lust auf die Lesung bekommen hat, sichert sich schnell seinen Platz. Silvio Thieme: Mobil 0171/3308324 – Mail: Silvio.thieme@raa.sachsen.de