Seit dem Jahr 1845 durch Ludwig Beyer die erste Glashütte gegründet wurde, ist in Bernsdorf die Glasindustrie nicht mehr weg zu denken.
Besonders durch die 1889 gebildete Ankerglas Aktiengesellschaft und das Tafelglaswerk wurde Bernsdorf /Straßgräbchen im In- und Ausland bekannt.
Für die Produktion von Beleuchtungsgläser für Petroleum- und Gaslicht Lampen, Schalen, Zylinder, Flaschen, Glasbausteinen und Fensterglaswurden damals neben dem heimischen Personal, auch Facharbeiter aus Böhmen, Tschechien und Polen benötigt.
Einen historischen fotografischen Einblick in die damalige soziale Situation unter den Glasarbeitern vor über 100 Jahren hielt der Bernsdorfer Volksschullehrer und Amateur Fotograf Kurt Habel auf Dia Platten fest.
Er unterrichtete von 1907 bis 1945 in Bernsdorf. Er dokumentierte die schwere körperliche Arbeit beim An- und Abbau der Hafenöfen, der Gemengeproduktion und Verladung aber auch die Bedingungen der Glasbläser.
Arbeitsschutzkleidung und Arbeiterversorgung waren kaum existent.
In Holzpantoffeln und -schuhen leisteten die Glasarbeiter ihre Arbeit.
Aber auch junge Hilfskräfte teilweise.
Kinder waren unter hohen Temperaturen beim Kampf mit dem geschmolzenen Glas tätig.
Sie versorgten in der Fabrik ihre Väter mit Essen und Getränken.
Bereits früh mussten sie ihren Anteil am Familieneinkommen leisten. Größere Kinder fungierten als Einträger oder bedienten Handpressen.
Die Frauen verpackten und verluden in Stroh die produzierten Glasprodukte auf Paletten und in Waggons. Alles zu niederen Löhnen.
Bei Kontrollen versteckten sich die Kinder hinter dem Verpackungsmaterial.
Der Großteil dieser Bilder entstand aus der ehemaligen Alten Hütte, die heute mit dem Ankerglas Platz ein modernes Einkaufszentrum darstellt.
Das Tafelglaswerk existiert nicht mehr.
Die Glastradition wurde und wird mit dem ehemaligen Behälterglas Bernsdorf und heutigen O-I Glas Pack Bernsdorf fortgesetzt.
AG Stadtgeschichte
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