Auf der Suche nach Nachwuchs-Schiedsrichtern

Der Beruf des Schiedsrichters zählt bei Kindern und Jugendlichen nicht zu den Top Ten der Traumberufe. Warum auch?! Als Schiedsrichter wird man ständig für unfähig gehalten, ausgepfiffen, beleidigt und mit Dingen beworfen. Warum also sollte man diesen Beruf gerne machen? Für Richard Hempel sind es aber genau diese Punkte, warum er diesen Job so gern macht. „Es ist eine Schule fürs Leben! Durch meinen Beruf als Schiedsrichter habe ich gelernt mich mit Konflikten auseinander zu setzen, bin kritikfähig geworden und habe gelernt an negativen Ereignissen zu wachsen.“

Richard Hempel ist 25 Jahre alt, stammt aus Großnaundorf und ist Sachsens einziger Schiedsrichter, der in der dritten Fußballbundesliga pfeifen darf.

Sein Vater, Uwe Hempel war ebenfalls Schiedsrichter und brachte Richard bereits mit 10 Jahren an den Rand vom Fußballplatz bei Spielen. So lernte er im jungen Alter die ersten Regeln und wie es sich anfühlt auf dem Platz das Sagen zu haben. Mit elf Jahren war er als Spieler bei einem Hallenturnier mit der Leistung des Schiedsrichters absolut unzufrieden und sagte zu sich: „Das musst du besser machen!“ So wurde aus dem Interesse am Schiedsrichterwesen durch seinen Vater mehr und er machte mit nur 12 Jahren den Schiedsrichterschein. Diesen kann man in Deutschland bei DFB bereits ab 12 Jahren machen. Empfohlen ist es, ihn mit 14 Jahren zu machen.

Foto: Klein

Am 05. Januar 2023 war er zu Gast in Straßgräbchen. Die BSW 2016 hat Hempel gemeinsam mit Vertretern des Westlausitzer Funßballverband (WSV) und den Sächsischem Fußball-Verband (SFV) eingeladen. Mirko Sarink ist Vorstandsmitglied beim SV Straßgräbchen und Abteilungsleiter Fußball. Er erklärt: „Der Hintergrund der Veranstaltung ist der Schiedsrichtermangel in Deutschland. Aktuell ist unser „Soll“ noch erfüllt, aber da wir einschließlich der Nachwuchsabteilung BSW 2016 immer weiter wachsen und unsere Mannschaftzahl stetig steigt, werden weitere Schiedsrichter gesucht. Unsere Bemühungen gelten aber nicht (nur) der Quotenerfüllung, sondern auch dem Grund, dass es ohne Schiedsrichter nun mal grundsätzlich nicht geht. Wir wollen darüber hinaus den Schiedsrichtern eine bestmögliche Heimat geben. In der sie sich wohlfühlen, gefördert werden und sich weiter entwickeln können.“ Um dies zu erreichen braucht es laut Mirko Sarink neue Wege und so entstand die Idee, einen höherklassig agierenden Schiedsrichter einzuladen, um zu zeigen was mit Interesse und Unterstützung von Eltern möglich ist.

Mittlerweile hat Richard Hempel über 800 Spiele gepfiffen. Im letztem Jahr durfte er sogar zwei Probespiele in der zweiten Liga pfeifen. Mit seiner lockeren und coolen Art berichtet er den Teilnehmern dieser Veranstaltung von seinen Erfahrungen als Schiedsrichter. Aktuell macht er das noch neben seinem Hauptberuf des Sozialarbeiters. Viele Fragen aus dem Publikum richteten sich an Ihn in Bezug darauf, wie er damit umgeht, dass er oft beschimpft wird. Dazu sagt er: „Es ist nicht immer leicht damit umzugehen, denn es macht etwas mit einem, wenn einem jemand ins Gesicht schaut und beleidigt. Für mich ist es einfacher wegzustecken, wenn ich vor 20.000 Leuten Pfeife und die nicht mit meiner Leistung zufrieden sind, als wenn mir am Spielfeldrand jemand direkt ins Gesicht schaut und sagt ‚Ich weiß wo dein Auto steht‘ oder ‚Dein Grab ist schon geschaufelt‘.“ Es gibt für Schiedsrichter in diesen Ligen keine Psychologen. Wichtig ist es, wenn man in solchen Situationen, mit Eltern, Freunden oder Kollegen reden kann.

Womit sich heute ein Schiedsrichter auch immer mehr auseinander setzen muss, sind neben den Beleidigungen auf dem Spielfeld, die Angriffe in den Sozialen Netzwerken. Diese nehmen mittlerweile Ausmaße an, die nicht mehr in Ordnung sind. Auch Eltern werden zu einem immer größeren Problem. Eltern, die meinen die Regeln besser zu kennen als der Schiedsrichter und verbal in die Spiele eingreifen und damit nicht nur die Kinder verunsichern und verletzen sondern auch den Schiedsrichtern gegenüber sehr unfair werden. Das hat solche Qualitäten erreicht, sodass die ersten Vereine nun gegenwirken indem Eltern ein Mindestabstand zum Spielfeld auferlegt wird oder sogar Zuschauverbote erteilt werden.

Richard Hempel sagte: „Ich kann mir vorstellen, dass es Jugendliche gibt, die damit nicht zurecht kommen. Man braucht jemanden mit dem man über solche Erlebnisse reden kann. Das können Eltern sein, aber auch Freunde oder der Trainer. Wichtig ist, dass man darüber reden kann und man wächst daran auch.“ Für Ihn waren solche negativen Erfahrungen eine gute Schule für das Leben: „Ich bin an solchen Situationen gewachsen, ich habe für mein Leben gelernt mit Konflikten und Misserfolgen umzugehen,.“ Weiter hat er durch dieses Hobby gelernt eine Führungsposition zu übernehmen, seine Stressresitenz zu erhöhen, Kritikfähig zu werden, sowie Freundschaften geschlossen. Für ihn waren aber neben der positiven Persönlichkeitsentwicklungen auch das selbstverdiente Taschengeld und der freie Eintritt bei allen deutschen Stadien des DFB.

Für Richard Hempel ist sein Vater heute ein wichtiger Mentor geworden. Jedes Spiel, das sein Sohn pfeift schaut er sich mit einem Block und einem Stift gewappnet an und analysiert alles genau. Nach dem Spiel bekommt er dann von seinem Vater das Feedback ob er gut war oder nicht. Hempel findet das sehr wichtig und daraus lernt er unglaublich viel für sein Hobby.

Mirko Sarink und Richard Hempel
Foto: Klein

Der Mangel an Schiedsrichtern ist mittlerweile sehr alarmierend. Pfiffen vor Corona noch 250 Unparteiische Schiedsrichter für den WFV so waren es letztes Jahr schon 80 weniger. Das sind 32 % Schiedsrichter weniger, innerhalb eines Jahres. Deutschland weit ist die Zahl an Schiedsrichtern von 78.000 auf 51.000 in den letzten 10 Jahren gesunken. Um diesen Trend aufzuhalten und Jugendliche für das Hobby des Schiedsrichters zu begeistern, gab es diese Veranstaltung in der Sporthalle Straßgräbchen. Rund 50 Interessierte Jugendliche, Eltern und Trainer besuchten die Veranstaltung und bei einigen Jugendliche zeichnete sich ein erstes Interesse ab.

Wer sich also für das Hobby des Schiedsrichters interessiert, kann im Januar und Februar beim Westlausitzer Fußballverband den Anwärterlehrgang zum Schiedsrichter absolvieren. Wer mit dem Gedanken spielt und Angst hat sich entscheiden zu müssen, zwischen seiner aktiven Laufbahn als Fußballspieler und Schiedsrichter dem sei gesagt, es geht beides parallel.

Wer Interesse hat, kann gern Kontakt zur BSW 2026 aufnehmen, sich informieren und sich zu den Richtigen Adressen weiter leiten lassen.

Kontakt: BSW 2016
E-Mail: bswlausitz2016@web.de

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