7. Adventsgeschichte

Das Weihnachtsgespenst aus dem Rathauskeller von Bernsdorf

Es war eine klirrend kalte Adventszeit in Bernsdorf, und der Schnee hatte die Stadt in eine weiße
Decke gehüllt. Wie jedes Jahr wurden die Fenster des Rathauses mit Schwibbögen geschmückt, und
im Foyer leuchtete ein schlichter Weihnachtsbaum. Doch im Rathaus selbst ging ein seltsames
Gerücht um: Im alten Keller, den man nur durch eine knarrende Tür von außen betreten konnte, soll
zur Adventszeit ein geheimnisvolles Weihnachtsgespenst sein Unwesen treiben.
Niemand hatte das Gespenst je wirklich gesehen, aber alle kannten die Geschichten. Manche
Mitarbeiter berichteten von einer warmen, beruhigenden Stimme, die aus der Dunkelheit flüsterte.
Andere schworen, im Augenwinkel einen schemenhaften Umriss gesehen zu haben, der jedoch
sofort wieder verschwand. Doch eines war klar: Immer zur Weihnachtszeit tauchten im Rathaus
kleine Überraschungen auf – liebevoll verpackte Plätzchen, handgeschriebene Botschaften mit
Wünschen für ein frohes Fest oder hübsch verzierte Kerzen, die plötzlich in den Büros standen.

Bürgermeister Harry Habel, der gern für ein bisschen Abenteuer zu haben war, beschloss, dem Spuk
auf den Grund zu gehen. Gemeinsam mit Hauptamtsleiterin Frau Witschaß und der
stellvertretenden Bauamtsleiterin Nancy Sowa, die sich neugierig angeschlossen hatten, machte er
sich an einem frostigen Abend auf den Weg zum Keller. Mit einer alten Laterne und dick eingepackt
in Mäntel öffneten sie die schwere Tür.

„Hier unten ist es ja gruseliger als gedacht,“ murmelte Frau Witschaß, während sie sich die Treppe
hinuntertastete. Der Keller war kühl, und ein Hauch von Moder hing in der Luft. Alte Regale und
verstaubte Aktenberge standen herum, doch nichts deutete auf ein Gespenst hin.
„Vielleicht ist das alles nur eine alte Sage,“ sagte Frau Sowa, doch in diesem Moment erklang eine
leise Stimme.
„Willkommen, meine Freunde.“
Die drei erstarrten. Es war keine bedrohliche Stimme, sondern warm und ein wenig verspielt. Sie
schien von überall und nirgendwo zugleich zu kommen.

„Wer bist du?“ fragte Bürgermeister Habel, die Laterne hochhaltend.
In der Dunkelheit erschien ein flüchtiger Schemen – eine vage Gestalt, die kaum greifbar war und wie
ein schimmernder Nebel wirkte. „Ich bin das Weihnachtsgespenst von Bernsdorf,“ antwortete die
Stimme. „Seit Jahrhunderten wache ich in diesem alten Keller. Mein Ziel ist es, die Menschen an den
wahren Geist der Weihnacht zu erinnern.“
„Und das wäre?“ fragte Frau Witschaß vorsichtig.
„Freude teilen. Liebe schenken. In einer kalten Zeit das Herz wärmen. Ihr Menschen vergesst das oft,
im Trubel des Alltags. Deshalb lasse ich kleine Erinnerungen zurück – Plätzchen, Karten, Kerzen,
Schokolade – um euch daran zu erinnern, dass die größten Geschenke oft die kleinsten Gesten sind.“
Frau Sowa nickte langsam. „Aber warum versteckst du dich? Warum zeigst du dich nicht allen?“
„Weil der Zauber darin liegt, die Geschenke und Gesten zu entdecken,“ flüsterte die Stimme. „Ihr
müsst nicht mich sehen. Es reicht, wenn ihr fühlt, was ich mit euch teilen will.“
Der Schemen begann zu verblassen, und die Stimme wurde leiser: „Lebt den Geist der Weihnacht,
und ihr werdet mich immer finden.“
Die drei standen noch eine Weile in der Stille des Kellers, bevor sie schließlich hinaus in die klare
Winternacht traten. Der Schnee glitzerte im Laternenlicht, und in ihren Herzen fühlten sie eine neue
Wärme.
Am nächsten Morgen teilten Bürgermeister Habel, Frau Witschaß und Frau Sowa die Geschichte
vorsichtig mit den anderen Rathausmitarbeitern. Niemand lachte, sondern alle spürten die Magie
dahinter. Von diesem Tag an wurden die kleinen Geschenke des Weihnachtsgespensts nicht nur
geschätzt, sondern auch weitergegeben.
Die Menschen in Bernsdorf begannen, sich gegenseitig zu überraschen – mit Plätzchen, kleinen
Karten oder einem einfachen Lächeln. Und auch wenn die Stimme aus dem Keller nicht mehr gehört
wurde, wussten alle: Das Weihnachtsgespenst war noch da, in den Gesten und Herzen, die den
Advent in Bernsdorf jedes Jahr ein bisschen heller machten.



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